Projekt "Safer Place - Sicher unterwegs dank dir" Verein Wendepunkt

Anstarren ist sexuelle Belästigung

Mit Zivilcourage den öffentlichen Verkehr für alle sicher machen!


Caro sucht sich am Bahnsteig einen Platz möglichst in der Nähe einer anderen Frau, mit dem Rücken zu einer Wand und vermeidet Blickkontakt. Hier fühlt sie sich noch am sichersten. Niemand kann von hinten auf sie zu kommen, sie ist nicht alleine am Bahnsteig und sie zeigt, dass sie nicht angesprochen werden will. Trotzdem erlebt sie immer wieder, dass  Männer sie anstarren, sich zu nah neben sie stellen oder ihr auf dem Weg vom Bahnhof zum Fahrrad folgen. "Jeder Tag zur Arbeit und wieder nach Hause wird zu einem gefährlichen Spießrutenlauf. Manchmal geht es gut und manchmal eben nicht", erzählt sie der Beraterin der Fachberatung sexualisierte Gewalt des Vereins wendepunkt.

Caro ist eine von vielen Frauen, die sexuelle Belästigung im öffentlichen Verkehr erleben. "Sexualisierte Gewalt umfasst nicht nur strafrechtlich relevante Taten wie Nötigung oder Vergewaltigung. Langes Anstarren, ungewollte Berührungen, zu nahes Stehen bei einer Frau oder unangenehme Kommentare sind auch sexuelle Übergriffe, die dazu führen, dass sich Frauen unwohl, unsicher oder bedroht fühlen", erklärt Daniela Jiracek, Beraterin des Vereins wendepunkt. Diese Bedrohungssituationen verursachen Stress und wirken sich negativ auf die psychische Gesundheit und auf die Lern- und Arbeitsfähigkeit aus. Deshalb meiden Frauen die öffentlichen Verkehrsmittel zu bestimmten Uhrzeiten, sind sehr wachsam, überlegen genau, wo sie sich hinstellen, achten auf ihre Mimik und Gestik und behalten ihre Umgebung im Auge.

Caro dachte lange, sie sei die Einzige, die solche Erfahrungen macht, bis sie mit einer Freundin sprach, der es genauso erging. Als sie das erste Mal eine Panikattacke hatte, suchte sie Hilfe beim Verein wendepunkt.

Damit der öffentliche Verkehr für alle sicherer wird, braucht es Zivilcourage von Personen, die die Öffis nutzen. Es reichen schon "kleine" Handlungen von Mitreisenden, wie sich in das Blickfeld stellen, um den Übergriff zu stoppen.

Der Verein wendepunkt hat mit finanzieller Unterstützung des Projektfonds Arbeit 4.0 der Arbeiterkammer NÖ das Projekt "Safer Place - Sicher unterwegs dank dir" gestartet. Es besteht aus zwei Teilen: einer Online-Umfrage und einer Sensibilisierungskampagne. 

"Es gibt in Österreich kaum Daten zu sexuellen Übergriffen im öffentlichen Verkehr und wenig Bewusstsein in der Bevölkerung. Das wollen wir mit unserem Projekt ändern", sagt Elisabeth Cinatl. Geschäftsleiterin der Vereins wendepunkt. "Ein erster Schritt, um die Sicherheit für alle in den Öffis zu erhöhen, ist die Inline-Umfrage auszufüllen und andere dazu zu ermutigen", fügt Cinatl hinzu. Die Ergebnisse werden genutzt, um Maßnahmen für die Erhöhung der Sicherheit zu entwickeln. Zusätzlich bietet das Projekt kostenfreie Workshops zum Thema "Zivilcourage stärken - gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt", die von Gemeinden, Organisationen und Schulen gebucht werden können.

"Auch wenn ich jetzt weiß, dass ich mich besser schützen kann, braucht es mehr Unterstützung und Solidarität von den anderen Fahrgästen, damit sexuelle Belästigung aufhört", so Caro am Ende der Beratung.


Projekt "Safer Place - Sicher unterwegs dank dir"

Projektlaufzeit: Oktober 2023 - Juni 2025

Nähere Informationen: www.wendepunkt.or.at/saferplace

Link zur Online-Umfrage: https://ww2.unipark.de/uc/saferplace/


Der Verein wendepunkt

Der gemeinnützige Verein wendepunkt bietet seit dem Jahr 1992 kostenlose und anonyme Unterstützung für Frauen und ihre Kinder im Raum Wiener Neustadt. Die Mitarbeiterinnen arbeiten vertraulich in den Bereichen Frauenhaus, Frauenberatung einschließlich der "Fachberatung sexualisierter Gewalt Niederösterreich", frauenspezifische Psychotherapie und im Bildungsbereich "frauenwissen". Oberste Priorität des wendepunkt ist es, allen Frauen und Mädchen einen sicheren Raum zur Verfügung zu stellen. Auf der Grundlage dieser SAFE BASE fördern wir ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben von Frauen und Mädchen. Ziele unserer Arbeit sind die Herstellung gerechter Lebensbedingungen für Frauen, die Förderung ihrer ganzheitlichen Gesundheit udn positiver Selbstbilder sowie die Entwicklung neuer Lebensperspektiven.


Kontakt und Rückfragehinweis:

DSA Elisabeth Cinatl, MSc, Geschäftsleiterin

Tel: 0676-4256577

E-Mail: office@wendepunkt.or.at 

Web: https://www.wendepunkt.or.at/  




Diagramm

Datei herunterladen (862 KB) - .PDF

27.02.2025