Geschichtliches

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Felix Mießl wurde am 10. Juli 1788 oder am 10. Juli 1779 in der böhmischen Bergstadt Platten geboren. Im Jahre 1801 trat er in den Dienst der Staatsdomänenverwaltung, bis er 1816 Bürgermeister von Wiener Neustadt wurde. Felix Mießl war der letzte vom Kaiser ernannte Bürgermeister der Stadt Wiener Neustadt und aus tiefstem Herzen bürgerlich gesinnt und kaisertreu. Im Revolutionsjahr 1848 legte er sein Amt nieder. Er war Ehrenkurator der Ersten Österreichischen Spar-Casse und Mitglied der k.k. Landwirtschaftsgesellschaft. Der hochverdiente Mann starb am 13. April 1861 in Wiener Neustadt und hinterließ einen Sohn gleichen Namens, der in Wien tätig war. Für seine Leistungen in Wiener Neustadt, die in der Folge aufgezählt werden, erhob Kaiser Ferdinand Felix Mießl im Jahre 1836 mit dem Prädikat Edler von Treuenstadt in den erblichen Adelsstand. Anlage der allgemeinen Stadtbeleuchtung, Stiftung des Armenvereins, Errichtung des Stadtpflasters, neuer Straßen und des Armenhauses, Renovierung der „Spinnerin am Kreuz“ und der „Frauensäule“, vorbildliche Bewältigung der Folgen des verheerenden Stadtbrandes von 1834 sowie Gründung des Ortes Felixdorf.

WappenDas Wappen, das die Gemeinde Felixdorf seit der Markterhebung am 27. März 1928 führt, ist dem Felix Mießls von Treuenstadt nachgeahmt. Im Norden von Wiener Neustadt dehnten sich viele Hunderte Joch unfruchtbaren Grundes aus, der noch zum Burgfried der Stadt gehörte. Im Jahre 1766 wurde am Nordende dieses Wiener Neustädter Steinfeldgebietes der Ort Theresienfeld gegründet, und nach mancherlei Schwierigkeiten war es den dortigen Ansiedlern doch gelungen, dem kargen Boden einen Ertrag abzuringen. Was lag näher als der Versuch, den Wiener Neustädter Heideboden nutzbar zu machen, also dasselbe Experiment zu wagen. Dem Bürgermeister Felix Mießl dürfte der Gedanke an die Gründung einer Ansiedlung bald nach seinem Amtsantritt im Jahre 1816 – vielleicht schon vorher – gekommen sein. Möglicherweise bestand der Plan dazu schon lange, Felix Mießl aber verwirklichte ihn. Schon im Vertrag der Stadt Wiener Neustadt mit dem Feuerwerkskorps im Jahre 1818 war der Passus enthalten, daß bei der bevorstehenden Regulierung der städtischen Heidegründe, wenn die Umgebung des dem Korps überlassenen Grundes aufgeteilt und verkauft werde, die Bebauung des Bodens bis zu den Grenzlinien nicht gestört werden dürfe. Theresienfeld war in der glücklichen Lage, den Namen der Kaiserin zu tragen; unter ihrer Patronanz waren in der Gründungszeit viele Schwierigkeiten aus dem Weg geschafft worden. Etwas anders lagen die Verhältnisse in Felixdorf. Der erste konkret ausgearbeitete Vorschlag des Magistrates der Stadt Wiener Neustadt über die Gründung einer Ansiedlung datiert vom April 1820. Mießl kamen dabei sicher seine landwirtschaftlichen Kenntnisse zugute, die er sich durch seinen jahrelangen Dienst in den Staatsherrschaften erworben hatte. Dieser Plan sah vor, die Neugründung dem Kaiser zu Ehren „Franzensdorf“ zu nennen. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt, denn man bezweifelte, ob die Ansiedlung lebensfähig sein werde. Wie die Folge zeigte, hatte anscheinend das Projekt an sich durchaus die Zustimmung der Nö. Landesregierung gefunden. Vorerst war jedoch noch ein Hindernis beiseite zu räumen, nämlich der Widerstand der Gemeinde Sollenau gegen jede Veränderung im Wiener Neustädter nördlichen Steinfeldgebiet, verursacht und gerechtfertigt durch strittige Weiderechtsfragen. Mit der ihm eigenen Zähigkeit und Kompromißbereitschaft gelang es Mießl, auch diese Angelegenheit zu allseitiger Zufriedenheit zu lösen.

Am 10. Februar 1821 fand die Sitzung einer Kommission darüber statt. Sie bestand aus dem Kreiskommissär Leopold Eugen Wolff, Vertretern der Herrschaft Schönau und der Gemeinde Sollenau und aus folgenden Mitgliedern des Magistrates der Stadt Wiener Neustadt: Bürgermeister Felix Mießl, Magistratsrat Wenzel Schlosser und Stadtkämmerer Franz Schiha. In diesem Vergleich überließ die Stadt Wiener Neustadt 50 Joch Heidegrund, Weiderechte für einen begrenzten Teil der Heide und weitere 4 bis 5 Joch Grundstück am linken Ufer des Kalten Ganges ganz unentgeltlich der Gemeinde Sollenau. Diese verzichtete für immer auf jedes Besitz- oder Weiderecht bezüglich des übrigen Teiles der Wiener Neustädter Heide. Sie verpflichtete sich außerdem, keinen Einspruch gegen die vom Magistrat Wiener Neustadt auf diesem Gebiet geplante neue Ansiedlung zu erheben und die freie Fahrt durch die 50 Joch über die beiden bestehenden Wege jederzeit ungehindert zu gestatten.

Mit Dekret der Nö. Landesregierung vom 29. April 1821 wurde der Vergleich gebilligt. Zugleich wurde der Magistrat veranlaßt, da nun das Haupthindernis beseitigt sei, die Gründung der neuen Ortschaft nach dem im April 1820 gemachten Vorschlag zu betreiben. Am 10. Juni 1821 hat der k.k. Kreis-Ing. J. Baumgartner den Plan über die Lage Felixdorfs und der einzelnen Besitztümer darin fertiggestellt. Die Ansiedler sollten ihre Gründe auf dem Wege einer Lizitation erwerben können, die am 20. August 1821 stattfand. Es erschienen 46 Interessenten, hauptsächlich aus der Umgebung, denen die Bestimmungen bekannt waren, die der Magistrat für die Neugründung und deren zukünftige Bewohner ausgearbeitet hatte. Das Jahr 1823 bezeichnete der Wiener Neustädter Historiograph Josef Mayer als das Gründungsjahr von Felixdorf, da am 23. Juni die Statue des hl. Felix auf dem Platz im Dorf aufgestellt wurde. Die Weihe nahm Propst Xaver Kammerlocher im Beisein des Ortsgründers Felix Mießl, des Stadtmagistrats, einer Anzahl weiterer Honoratioren und einer großen Volksmenge vor.

Weitere geschichtliche Daten entnehmen Sie bitte unserer Chronik, welche anläßlich des 175. Gründungsjubiläums aufgelegt wurde. Diese Chronik erhalten Sie im Gemeindeamt.